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Julia Steiner, ein Abend zwischen Kopf und Herz

29. Oktober 2025

Julia Steiner berührt in der Kommende Reiden mit ehrlicher Selbstreflexion und Mut zur
Verletzlichkeit

Im Rahmen der «Tage der Kulturlandscha􀅌» öffnete Julia Steiner am Samstagabend in der
Kommende Reiden die Türen zu ihrer inneren Welt – und das Publikum folgte ihr gebannt. Mit
schonungsloser Offenheit und feinem Humor gewährte sie Einblicke in ihr Leben, ihre Gedanken und
ihre Ängste.
Eine Stimme in ihrem Kopf flüstert ihr seit jeher zu, sie sei „besser als alle anderen“. Schon früh
konnte sie lesen, zitierte mit fünf Jahren Shakespeare und strebte unermüdlich nach Perfektion. Doch
Perfektion war nie das, was Julia wirklich wollte. „Ich will einfach durchschnittlich sein und
Durchschnittliches tun“, gesteht sie dem Publikum. So sein wie alle anderen – und doch weiss sie
längst, dass sie nie ganz „normal“ war oder sein wird.
In ihrem Programm spielt Steiner virtuos mit dieser Ambivalenz. Zwischen Selbstironie und tiefem
Ernst wechselt sie mühelos die Tonalität: von alltäglichen Gedanken über vergessene Bananen in der
Schultasche oder schmutzige Pullover bis hin zu existenziellen Fragen über Angst, psychische
Gesundheit und Suizid.
„Wir leben in einer Welt, in der schwierige Themen gemieden werden“, sagt sie. „Lieber reden wir
über Alltägliches, als über das, was wirklich weh tut.“ Mit dieser Ehrlichkeit trifft sie einen Nerv – und
ruft zu mehr Offenheit, Toleranz und Menschlichkeit auf.
Am Ende bleibt das Publikum nachdenklich und bewegt zurück. Julia Steiner gelingt es, schwere
Themen leicht zu machen – und dabei etwas Seltenes zu schaffen: persönliche Nähe.

Text: Nicole Zimmerli